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der motor – Ausgabe 2/23 – Kommunikation für die Branche

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Diesmal werfen wir einen genaueren Blick auf Entwicklungen und verschiedene Motorvarianten im Nautikbereich, ihre Besonderheiten und spezielle Herausforderungen. Außerdem halten wir euch natürlich wie immer über weitere interessante Neuerungen aus der Motorenwelt und viele Informationen rund um die Branche auf dem Laufenden.

Wölfertsches Luftschiff

Wölfertsches Luftschiff mit Daimler Motor. Gesamtansicht von rechts. Schnüren und Textil ab. Der Motor wirkt mit bis zu 720 Umdrehungen je Minute auf eine horizontale und eine vertikale Luftschraube, beide jeweils dreiflügelig ausgeführt und auf einer Welle aus Metallrohr befestigt. Die horizontale Schraube unter der Gondel dient zur Veränderung der Fahrthöhe. Die vertikale Schraube im Heck übernimmt den Vortrieb. Gelenkt wird mit einem vorn montierten Segel. Vom Uhrwerk zur „Standuhr“: Dass Daimlers stehender Einzylindermotor umgangssprachlich den Namen „Standuhr“ trägt, passt Ende der 1880er-Jahre zur Entwicklungsgeschichte des Wölfertschen Luftschiffs. Denn der technikbegeisterte Buchhändler und sein Entwicklungspartner Georg Baumgarten erproben ab 1880 verschiedene Verfahren für den Antrieb und die Höhensteuerung ihrer Luftschiffe. Unter anderem kommt auch ein Federwerkmotor zum Einsatz, umgangssprachlich wegen seiner Verwendung in Uhren auch „Uhrwerkmotor“ genannt. Später hat Wölfert unter anderem auch Elektromotoren im Blick. Doch das Gesamtgewicht von Motor und Energiespeicher ist zu groß. Erst der schnell laufende Viertaktverbrennungsmotor bringt die gewünschte Kombination aus leichtem Gewicht (84 Kilogramm) und hoher Leistung mit sich. Technologiepartnerschaft: Um 9 Uhr morgens am 10. August 1888 startet das Luftschiff auf dem Fabrikhof von Daimler in Cannstatt. Am Steuer sitzt nicht Dr. Wölfert selbst. Denn der etwa zwei Meter große Buchhändler wiegt rund 100 Kilogramm. Das wäre zu viel Ballast für das Fluggerät mit seinem mit Wasserstoffgas gefüllten Auftriebskörper, an dem die Gondel angehängt ist. In bester Technologie- Daimler Einzylindermotor „Standuhr“. Studioaufnahme. Detailansicht des Unterteils des Daimler Einzylindermotors „Standuhr“. 26 40 www.dermotor.de | Ausgabe 1/2023 2/2023

Vor 135 Jahren lernt die „Standuhr“ fliegen partnerschaft springt damals Daimler Mitarbeiter Gotthilf Wirsum ein, der etwa 30 Kilogramm leichter ist als der Erfinder der Flugmaschine. Er steuert das Luftschiff erfolgreich in Richtung Kornwestheim und landet auf dem Aldinger Exerzierplatz neugierig bestaunt von den dort tätigen Offizieren. Zwei Tage später unternimmt Wirsum eine weitere Fahrt über eine Distanz von rund vier Kilometern. Aufnahme der Gondel aus dem Jahr 1888, vermutlich mit Daimler Mitarbeiter Gotthilf Wirsum. Erfolgsgeschichte: Die erste Motorluftfahrt vor 135 Jahren ist der Beginn einer erfolgreichen Historie. Sowohl Daimler, Benz & Cie., die 1890 gegründete Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) und nach der Fusion 1926 die damalige Daimler-Benz AG bauen Motoren für Luftschiffe und Flugzeuge. Unter anderem werden Luftschiffe des Grafen Zeppelin von Daimler Motoren angetrieben, vom LZ 1 des Jahres 1900 bis zum LZ 130 von 1938. Dr. Friedrich Hermann Wölfert erlebt diesen Siegeszug der Luftschiffe nicht mehr. 1888 unternimmt er eine dritte Fahrt vom Cannstatter Wasen aus und präsentiert 1889 sein neues, ebenfalls von einem Daimler Motor angetriebenes Luftschiff in Ulm. Mit seinem Luftschiff „Deutschland“ stürzt er 1897 in Berlin ab und kommt dabei ums Leben.// Detailansicht der horizontalen Luftschraube mit Antriebswelle Detailansicht der vertikalen Luftschraube mit Antriebswelle Detailansicht der Armatur. Luftschiff „Deutschland“ von Dr. Friedrich Hermann Wölfert aus dem Jahr 1896 mit 5,1 kW (7 PS) starkem Daimler Zweizylinder-Phönix-Motor. www.dermotor.de | Ausgabe 1/2023 2/2023 27 41

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