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der motor – Ausgabe 1/23 – Kommunikation für die Branche

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Spannende Einblicke in den Motorsport, zukunftsweisende Entwicklungen in der Luftfahrt, aber auch effiziente und hochmoderne Ersatzteilversorgung. Diese und viele weitere Themen ab heute für euch in der neuen Ausgabe "der motor".

Der richtige Antrieb als

Der richtige Antrieb als Garant für hohe Prozesssicherheit Vielfalt für die Lebensmittelindustrie / Auch bei hohen Hygieneanforderungen sicher antreiben Automatisierte Prozesse sind in der Lebensmittelindustrie Standard. Dabei kommt es dort nicht nur auf die Fertigungseffizienz an. Die Hygiene spielt in der Nahrungsmittelindustrie eine Schlüsselrolle. Wie sich beides in Einklang bringen lässt und wie ein Antrieb für diese Anforderungen ausgeführt sein muss haben wir mit der Produktmanagerin der DEPRAG SCHULZ GMBH u. CO. Dagmar Dübbelde im Interview diskutiert. Frage: Wie stellt die DEPRAG bei ihren Antrieben die hohen Hygieneanforderungen sicher? langlebigen Radialwellendichtringen so gut abgedichtet, dass weder Leckageluft austritt noch Schmutz, Wasser oder Reinigungsmittel in den Motor eindringen können. Auch die üblicherweise eingesetzten Reinigungssprühsysteme verursachen kein Eindringen von Wasser in den Motor. Eine nasse Umgebung ist für diesen Druckluftmotor generell kein Problem und er könnte sogar „Unter Wasser“ arbeiten, wie es in vielen Rühranwendungen der Fall ist. Alle unsere AD- VANCED LINE Edelstahlmotoren sind mit lebensmittelkonformen USDA-H1 Fett geschmiert und können ölfrei betrieben werden. Für den ölfreien Betrieb ist bei der Auslegung der Antriebe eine Leistungsminderung von ca. 10-20 % bezogen auf die angegebenen technischen Daten im Produktkatalog zu berücksichtigen. Frage: Gibt es weitere Merkmale, die ein Druckluftmotor für diese Anwendungen aufweisen muss? DEPRAG: Ja. In vielen Anwendungen kann sich Kondenswasser in den Zuluftleitungen bilden. Es ist deshalb ratsam, entsprechende Maßnahmen zu treffen, so dass der Motor nicht die tiefste Stelle im System bildet und mit Wasser ausgespült wird. Viele Anwender treffen hier nicht nur bei der Anordnung des Motors in der Anlage, sondern mit Wasserabscheidern oder Trocknern vor dem Antrieb weitere Vorkehrungsmaßnahmen. Ist dies alles nicht möglich, dann empfehlen wir eine Sonderbeschichtung für alle Motorinnenteile, die aus Stahl gefertigt werden. Denn für hochbelastete, hochdrehende Innenteile kann nur bedingt Edelstahl verwendet werden. Diese sogenannte CWL-Beschichtung sorgt für Unempfindlichkeit gegen Korrosion. Frage: Haben Sie Anwendungsbeispiele für uns, wie Ihre Motoren in der Lebensmittelindustrie eingesetzt werden? DEPRAG: Um die hohen Hygieneanforderungen der Lebensmittelindustrie sicher zu stellen, empfehlen wir für diese Anwendungen meist unseren ADVANCED LINE Druckluftlamellenmotor, bei dem alle Außenteile aus hochwertigem Edelstahl gefertigt sind. Diese halten den üblichen Reinigungsmitteln stand. Die glatte Oberfläche dieser Druckluftmotoren ist leicht zu säubern. Diese Antriebe sind mit DEPRAG: Teig rühren, Teigbahnen fördern und schneiden, Bauchfleischspieße drehen, Wurstbrät rühren oder Wurstpelle abwickeln, die Anwendungen in der Lebensmittelindustrie sind zahlreich. Lassen Sie mich nur einige wenige Anwendungen genauer ausführen, wie z.B. den Einsatz unseres ADVANCED LINE Druckluftmotors in einem Rühr- 38 www.dermotor.de | Ausgabe 1/2023

INTERVIEW werk zur Herstellung von Fruchtsaft. Unser Druckluftmotor mit einer Leistung von 300 W treibt mit einer Drehzahl von 700 Umdrehungen/Minute einen Propellerrührer eines Magnetrührwerks an. Doch auch für hohe Drehmomentanforderungen haben wir für Industrierührwerke die richtigen Antriebe: Unsere ADVANCED LINE Hochmomentmotoren entwickeln enorme Power auf kleinstem Raum. Der 900 W Hochmomentmotor mit einer Nenndrehzahl von 22 Umdrehungen/Minute überwindet ein Startmoment von 585 Nm und hat dabei einen maximalen Durchmesser von 63 mm. Eine weitere Anwendung findet sich in Mahlwerken und Fördersystemen in der Getreideverarbeitung. Hier liegt besonderer Augenmerk im Explosionsschutz bei der Bildung von Stäuben. Alle unsere ADVANCED LINE Motoren sind für den Einsatz im explosionsgeschützen Bereich ATEX zertifiziert. Doch auch bei der Fleischverarbeitung finden Sie unsere Motoren, wie z.B. in einer halbautomatischen Montageanlage zur Herstellung von Schaschlikspießen. In der Spießeinheit treiben zwei Druckluftmotoren einen Holzspieß über zwei Riemen nach vorne durch die Fleisch-, Zwiebel- und Paprikastückchen. Am Spieß liegt eine Druckkraft von 38 kg an und deshalb ist der leistungsstarke Druckluftmotor mit seiner kompakten Bauweise ideal für diese Anwendung. Frage: Welchen Vorteil hat ein Druckluftmotor gegenüber einem Elektromotor in dieser Anwendung? DEPRAG: Vieles spricht für den Einsatz eines Druckluftmotors: Eines der Hauptvorteile ist seine große Leistungsdichte. Je nach Ausführung hat ein Druckluftmotor nur ein Fünftel der Masse eines Elektromotors oder ein Drittel seiner Größe. Das ist vor allem bei der Verwendung in handgeführten Geräten entscheidend, aber natürlich auch in Robotersystemen, bei denen sich der Antrieb mit dem Roboterarm bewegt. Auch Hitze lässt den Druckluftmotor kalt. Druckluft ist gerade im kritischen Milieu ein unproblematischer Energieträger es entstehen keinerlei Gefahren durch Elektrizität. Die abgegebene Leistung ist beim Druckluftmotor über weite Drehzahlbereiche nahezu konstant. Druckluftmotoren können deshalb auch in einem breiten Feld wechselnder Lasten optimal betrieben werden. Der Druckluftmotor kann problemlos bis zum Stillstand belastet werden ohne Schaden zu nehmen, d.h. er ist abwürgefest. Nach Reduzierung der Last läuft er sofort wieder an und das beliebig oft hintereinander. Die Motorleistung eines Druckluftmotors lässt sich problemlos durch die Änderung des Betriebsdrucks anpassen. Die Drehzahl kann stufenlos durch die Drosselung der Luftmenge herabgesetzt werden. Dabei bietet sich die Zuluftdrosselung an, wenn auch das Drehmoment entscheidend reduziert werden soll. Eine Abluftdrosselung wählt man immer dann, wenn die Drehzahl ohne große Beeinflussung des Drehmoments reduziert werden soll. Frage: Druckluftmotoren gelten oft nicht als effizient, wenn sie mit einem Elektromotor verglichen werden. Können Sie das bestätigen? DEPRAG: Druckluftmotoren und Elektromotoren lassen sich nicht Eins-zu-Eins vergleichen. Die Effizienz eines Antriebes hängt immer von den Einsatzbedingungen ab. Ich möchte Ihnen dies anhand eines Beispiels näher aufzeigen: Ein Motor soll in einer Verpackungsmaschine eine Drehzahl von 450 Umdrehungen/Minute erzielen. Zum Verschluss eines Packbandes steht über einen längeren Zeitraum ein Drehmoment von 25 Nm mit reduzierter Drehzahl an. Elektromotoren können, ohne das Risiko einer unzulässigen Überhitzung einzugehen, nicht über einen längeren Zeitraum überlastet werden. Deshalb muss ein Elektromotor für diese Verpackungsmaschine auf das Lastdrehmoment ausgelegt werden und würde eine Leistung von 1.170 W (25 Nm mal 450 Umdrehungen/Minute dividiert durch 9.550) benötigen. Ganz anders ist dies beim Druckluftmotor: Durch den günstigen Drehmomentverlauf von Druckluftmotoren reicht ein leistungsschwächerer Antrieb aus. Hier würde man einen Druckluftmotor mit einem Nenndrehmoment von 15 Nm bei einer Nenndrehzahl von 275 Umdrehungen/ Minute auswählen. Da das Arbeitsdrehmoment unter dem Nenndrehmoment liegt, dreht der Motor unter geringer Last nahe der Leerlaufdrehzahl mit 450 Umdrehungen/Minute. Die benötigte Leistung des Druckluftmotors beträgt damit nur 430 W. Wenn beim Druckluftmotor für diese Verpackungsmaschine nur ein Drittel der Leistung eines Elektromotors installiert werden muss, erscheint die Energiebilanz des Druckluftmotors gleich in einem ganz anderen Licht. www.dermotor.de | Ausgabe 1/2023 39